Januar 2023

Lina Weichold

Zart, fragil und zugleich energievoll muten die letzen Werkreihen von Lina Weichold an. Die Künstlerin studierte zunächst Mediendesign und Kunst an der Universität Wuppertal, um dann den künstlerischen Teil des Masterstudiums an der Akademie der Künste in Münster als Schülerin von Maik und Dirk Löbbert (Kunst im öffentlichen Raum) fortzuführen.

Ihr Interesse liegt in der Erschaffung von abstrakten Welten. 

Die Werkgruppe „Accidit| Die Natur macht keine Sprünge“ ist eine Foto- und Videoarbeit. Während die Videoarbeit zeigt, wie Menschen in einer raumlosen Umgebung von der Erde eingesogen werden, ergibt sich bei der Fotoarbeit hingegen der Eindruck, sie würden aus der Erde emporschnellen. Die Videoarbeit birgt die Anmutung einer Animation, die Fotografie wirkt eher skulptural. Es entstehen kontrastierende Eindrücke basierend auf derselben Ausgangslage. Ähnlich verhält es sich mit dem Material selbst. Die Invertierung verkehrt Schwarz zu Weiß, Wasser wird zu Erde, oben wird zu unten. Das rückwärts gespielte Material des Films setzt den Anfang ans Ende und andersrum. 

Durch die transzendentale Anmutung der Werkreihe werden bei jedem Betrachter andere Gedanken und Gefühlen angestoßen. Abhängig von der Lebenswirklichkeit könne konträre erscheinenden Wahrnehmungen der Welt (zum Beispiel Chthonismus und Christentum) entstehen und finden sich dennoch bei der Betrachtung des selben Bildes wieder.

Kamera: Dennis Klima

Die Kontraste wie schwarz und weiß, oben und unten sind wie Anfang und Ende, Gegenteile die aus der absoluten Entfernung in der Unendlichkeit das gleiche werden. 

„Accidit“ ist Latein und heißt so viel wie „es ist geschehen“ und ist damit dem Satz „und so geschah es“, wie man ihn aus der alttestamentarischen Schöpfungs- geschichte kennt, gleichzusetzen. Er symbolisiert das Wort Gottes, der bewusst entscheidet, wie er die Welt kreiert. „Accidit“ heißt aber auch „zugestoßen“, woraus sich später das englische „accident“ (Unfall) entwickelte, womit das Gegenteil von Absicht gemeint ist. 

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